Bei ISLAND denkt man an Vulkane, Gletscher, ursprüngliche, einsame Natur, aber als Schachspieler natürlich auch an Bobby Fischer, den legendären US-Amerikaner, der 1972 mitten im „Kalten Krieg“ ausgezogen war, dieSowjetunion bzw. ihre vielen Schach- Großmeister das Fürchten zu lehren.
Am letzten Tag unserer 8- tägigen Island- Rundreise gelang es meiner Frau und mir, Spuren von Bobby zu entdecken.
In der Laugardalshöllin, einer Sporthalle in der isländischen Hauptstadt Reykjavik, die auch heute noch genutzt wird, gelang es dem Einzelgänger Fischer 1972, den sowjetischen Großmeister Boris Spasski in 21 Partien zu besiegen und am 1. September 1972 die Schachkrone des 11.Weltmeisters der Schachgeschichte aufzusetzen.
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Nachdem Bobby Fischer den Titel gewonnen hatte, führte er ein unstetes Leben, das 2008 in Island endete. Mit 64 Jahren verstarb Bobby in Reykjavik als isländischer Staatsbürger und wurde hier auf der letzten Station seiner„Weltreise“beigesetzt. Bobby Fischer ruht auf einem winzigen Friedhof in Selfoss, einer Stadt mit 6000- Einwohnern 50 km östlich von Reykjavik, gleich neben dem Eingang ganz für sich.
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Bei unserem Besuch waren wir ganz allein, von einem „Rummel“ am Grab, wie manchmal beschrieben, nichts zu sehen. In Selfoss befindet sich auch ein sehr liebevoll aufgemachtes „Bobby Fischer Center“, in dem schon viele Schachberühmtheiten wie z.B. Gary Kasparov dem politisch umstrittenen, aber schachlich genialen Fischer die Aufwartung gemacht haben.
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Am Eingang zum Museum im 1.OG blickt ein großer Holzschnitt mit einem mürrischen dreinblickenden Bobby den Besucher an. Für umgerechnet 7,50 € pro Person gelangt man in die Räume mit Exponaten aus Bobby’s bewegtem Leben. Gleichzeitig wirdein Teil der Räumlichkeiten für die Spielabende des Selfosser Schachclubs genutzt.
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Der Schachtisch, an dem der Weltmeisterschaftskampf 1972 gespielt wurde, beherrscht den Raum und lädt die meisten Besucher zu einem Match ein. Der Original- Tisch steht natürlich im Reykjaviker Nationalmuseum. Durch den deutsch sprechenden, netten, älteren Herrn erhielten wir ein kleine Führung und Erläuterungen zu den Exponaten. In einer Vitrine waren die Partie- Notationen und die Endstellung der jeweiligen Partie ausgestellt.
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Insider wissen, warum bei der zweiten Partie die Ausgangsstellung gleichzeitig die Endstellung war. Bobby war einfach nicht angetreten. Zeitgenössische Karikaturen zeigten die damals ausgeprägte politische Bedeutung, die man der Schachweltmeisterschaft 1972 beimaß. NATO gegen Warschauer Pakt im Kalten Krieg am heißen Schachbrett:
Cowboy gegen Kosaken | Amerikanischer Adler gegen russischen Bären |
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Ergreifend empfanden wir auch den Nachruf von Boris Spasski an der Wand, der schon während des Weltmeisterschafts- Kampf vor 47 Jahren als Gentleman aufgetreten war.
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In seinen letzten Jahren hielt sich Bobby besonders gern in einer öffentlichen Bibliothek auf, wobei er zwischen zwei Regalen stets auf demselben Stuhl saß, immer mit der Option, hereinkommende potentielle Störenfriede rechtzeitig zu sichten.
Gemälde von befreundeten Künstlern und sein letztes Porträt schlossen unseren Rundgang würdig ab und mit dem Gefühl, heute an einem ganz besonderen Ort gewesen zu sein, stiegen wir wieder in den Bus zurück nach Reykjavik.
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