Die Jahre 1922-1997

Seit sich am 25. Januar 1922 im ,,Oberen Lokal zum Wilden Mann" 19 Schifferstadter Schachspieler zur Gründung des Schachclubs zusammengefunden hatten (es waren dies neben dem Initiator Friedrich Wunder jr. Guido Weber, Friedrich Wunder, Theodor Reeb, August Sommer, Paul Horlacher, Leo Liebermann, Karl Loritz, Karl Schlosser, Artur Rubel, Georg Schleicher, Kurt Mayer, Philipp Strubel, Wilhelm Fouquet, Alfred Sutter, Walter Brecht, Paul Wende, Max Müller, Philipp Hechelhammer, Martin Kramer und Eugen Bittler), bestand damit zwar eine Plattform zur Ausübung des „königlichen Spiels" der Schach-Interessierten Schifferstadts; ein Spielbetrieb auf regionaler oder auch überregionaler Basis, wie er heute für uns selbstverständlich ist, war damit aber nicht verbunden.

Nach den vorliegenden Vereinsakten wurde erst im Jahre 1947 nach der Wiedergründung des Schachclubs (Wiedergründungsmitglieder waren Karl Becker, Ludwig Groß, Karl Lang, Franz Schwind, Josef Maurer, Fritz Baumann, Johann Beyerlein, Georg Funk, Georg Imo, Josef Krug, Harald Petri, Otto Schwind, Alfred Sutter, Günther Weber und Willi Weißenmayer) neben der Organisation regelmäßiger interner Clubturniere auch ein externer Spielbetrieb aufgenommen. Dabei ist bemerkenswert, dass bereits im Januar 1948 der damalige Vorsitzende des Schachclubs Schifferstadt, Karl Becker, die Initiative ergriff und allen Schachvereinen im vorderpfälzischen Raum die Durchführung von Mannschaftskämpfen vorschlug.

Von zehn angeschriebenen Vereinen sagten immerhin sieben zu. Am 26. September 1948 wurde dann der Pfälzische Schachbund wiedergegründet und ab 1949 nach und nach der offizielle Spielbetrieb aufgenommen. In den ersten Jahren setzte sich die Schifferstadter Mannschaft in der „Landesklasse Süd“ mit Gegnern aus der Region auseinander.

Dabei stellte sich schon die Anfahrt z. B. nach Grünstadt als größeres Problem dar, denn natürlich besaßen die einzelnen Aktiven keinen PKW. Die Aufstellung der Mannschaft wies mit u. a. Otto Schwind, Willi Weißenmayer, Alfred Sutter, Bruno Alles, Josef Maurer, Karl Becker, Heinz Stahl Namen auf, die bis in die Gegenwart hinein einen guten Klang haben.

Es war am 28. August 1970, als der Schachclub sich in seiner Generalversammlung im traditionellen Clublokal Zur Kanne unter Punkt 3 der Tagesordnung nach elf Jahren der konstanten Vorstandschaft unter Bruno Alles mit Kurt Schade einen neuen Ersten Vorsitzenden wählte. Unter der Führung dieses neuen Vorstandes wurden unverzüglich die Planung der Veranstaltungen des Jubiläumsjahres 1972 sowie die Erstellung einer Jubiläumsschrift in Angriff genommen.

Die erste Veranstaltung dieses Jubiläumsjahres war das Mannschaftsblitzturnier an Himmelfahrt um den Goldenen Hut von Schifferstadt. Dieses Turnier hat bis 2019 ohne Unterbrechung jedes Jahr jeweils am Himmelfahrtstag stattgefunden (2020 musste das Turnier wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden). Dabei reiste der von der Stadt Schifferstadt gestiftete Wanderpreis, eine Kupfertafel, die den 3500 Jahre alten Kultgegenstand in seiner Originalform zeigt, durch die gesamte Pfalz und zeitweilig sogar darüber hinaus. So wurde am 11. Mai 1972 ein traditionelles Schachturnier geboren, das bei den pfälzischen Schachspielern jeden Alters gleichermaßen bekannt und beliebt ist.

 

Der Wanderpreis für die Siegermannschaft des Himmelfahrtblitzturniers:

Die Kupfertafel mit dem Goldenen Hut von Schifferstadt

Zwei Tage später, am 13. Mai 1972, fand ein festlicher Abend statt, der nach seinem formellen Teil mit Musik, Ansprachen und Ehrungen in einen Ball mit Tanz überging. Der Schachclub war mit dieser Veranstaltung, an der auch der damalige Bürgermeister Theo Magin und die seinerzeitigen Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates teilnahmen, in das Bewusstsein der Schifferstadter Öffentlichkeit getreten.

 

 

 

 

Ende der 70er Jahre trat bei den jahrelang erfolglosen Bemühungen um den Nachwuchs ein Umschwung ein: Eine Gruppe hoffnungsvoller Jugendlicher, die in der ersten Zeit durch Gerhard Kuhn und dann mehrere Jahre durch Jürgen Kuhn betreut wurde, wuchs nach und nach heran. Das war einer der Gründe, dass ab der Spielzeit 1978/79 eine zusätzliche (dritte) Mannschaft, die in der Kreisklasse spielte, gestellt werden konnte.

In diesen Jahren hielt sich die erste Mannschaft stets ungefährdet in der spielstarken Landesklasse Ost. Die zweite Mannschaft agierte ohne Probleme in der Bezirksklasse.

In der Spielzeit 1981/82 kam es in der ersten Mannschaft zu einem Umbruch insofern, als die Spitzenspieler der letzten Jahrzehnte, Bruno Alles und Otto Schwind, die vorderen Plätze räumten und an die hinteren Positionen rückten. Gleichzeitig wurde mit Jürgen Kuhn erstmals ein Jugendlicher aus dem eigenen Nachwuchs eingesetzt und zwar aufgrund seiner guten Leistungen bei den internen Clubturnieren gleich am Spitzenbrett.

In der Spielzeit 1984/85 wurde die ,,Erste" Meister der Landesklasse Ost und schaffte damit den Aufstieg in die Regionalliga, die höchste pfälzische Spielklasse. Den Aufstieg erreichte die Mannschaft Bernhard Mayer, Jürgen Kuhn, Manfred Schwer, Oliver Willand, Volker Breunig, Rudolf Seyfarth, Peter Mandery und Michael Teuffer (als Ersatzspieler Andreas Petzholz, Mihajlo Nenadic und Heinz Stahl). Damit nicht genug, wurde auch die zweite Mannschaft Meister der Bezirksklasse und stieg damit in die Landesklasse auf. Die Aufstellung lautete hier Mihajlo Nenadic, Andreas Petzholz, Heinz Stahl, Jürgen Köchert, Michael Piel, Martin Sprengard, Jens Theobald, Dieter Gutsch, Josef Maurer und Bruno Alles.

Da bereits seit 1982 eine vierte Mannschaft des Clubs am Spielbetrieb teilnahm, die überwiegend aus Schülern und Jugendlichen bestand (betreut durch einige Seniorenspieler), stellte der Schachclub Schifferstadt in der Spielzeit 1985/86 erstmals vier Mannschaften in vier verschiedenen Klassen.

Ernennung von Ehrenmitgliedern im September 1986 (v.l.n.r): Kurt Schade                        (1. Vorsitzender), Ludwig Groß, Franz Schwind, Josef Krug, Fritz Sutter, Otto Schwind

In der darauffolgenden Spielzeit 1986/87 kam für die Erste der Abstieg. Der Grund lag nicht darin, dass die einzelnen Spieler zu schwach für die Klasse waren; es mussten aber insbesondere bei den jungen Spielern derart viele Ausfälle im Zusammenhang mit Schule/Uni/Wehr- oder Zivildienst verkraftet werden, dass ein Scheitern vorprogrammiert war.

1988 wurde Großmeister Vlastimil Hort, der damals amtierende Meister des Deutschen Schachbundes, zu einer Simultanvorstellung eingeladen und lieferte 33 tolle Partien gegen Mitglieder des Schachclubs und Gastspieler aus der näheren Umgebung.

 

Simultanveranstaltung mit Vlastimil Hort am 4.11.1988

In diesem Jahr tauchte ein Problem relativ unvermittelt auf: Das traditionelle Spiellokal des Clubs, das Gasthaus „Zur Kanne", hatte sich zu einem gehobenen Speiserestaurant entwickelt, das auf die dem Schachclub Schifferstadt zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten angewiesen war. Ein zeitweiliger Umzug in die gemütliche Bier- und Weinstube “Kännl" war weder für den Wirt wegen des Extra-Personals noch für den Verein wegen der Beleuchtungsverhältnisse auf Dauer tragbar. Doch just in dieser Zeit stellte die Stadt Schifferstadt das Alte Schulhaus in der Rehbachstraße als ,,Haus der Vereine" für Veranstaltungen unterschiedlicher Art zur Verfügung. In diesem Haus hatte der Schachclub - ohne mit dem Kannenwirt in Streit geraten zu sein - ab 1989 sein Domizil aufgeschlagen. Und die anderen Schachvereine, die uns hier besuchten, beneideten uns um unsere Räumlichkeiten.

In der Spielzeit 1987/88 wurde zwischen Landesklasse und die verschiedenen Bezirksklassen zusätzlich eine „Bezirksliga" eingefügt, in die die zweite Mannschaft des Clubs aufgrund des im Vorjahr erreichten dritten Tabellenplatzes in der Bezirksklasse aufgenommen wurde.

Bezirksklasse 1989/1990: Die Meistermannschaft Schifferstadt II

stehend v.l.n.r.: R. Meinhardt, D. Gutsch, P. Turner, C. Biedinger, G. Mares

sitzend v.l.n.r.: R. Huber, B. Alles, M. Nenadic

Ab diesem Zeitpunkt stellte der Schachclub Schifferstadt bis zum heutigen Tag jährlich vier, z. T. sogar fünf Mannschaften in vier verschiedenen Klassen von der Landesklasse (heute: 2. Pfalzliga) bis zur Kreisklasse. Seitdem gab es in den verschiedenen Mannschaften, vor allem in der ersten Mannschaft, einen ständigen personellen Wechsel. Überwiegend aus beruflichen bzw. Ausbildungsgründen (Studium) schieden immer wieder Leistungsträger aus. Andererseits gab es immer wieder Spieler, die entweder neu zu unserem Club kamen oder sich von der Jugend an nach vorn spielten, die die entstandenen Lücken wieder schlossen.

Im Jahre 1997 beging der Schachclub Schifferstadt seinen 75. ,,Geburtstag" mit einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen. Ein Festakt und eine Simultanvorstellung mit dem englischen Großmeister Julian Hodgson bildeten dabei die Höhepunkte. Darüberhinaus wurde eine weitere Festschrift unter Federführung von Christian Senk erstellt.



Jung und Alt im Duell mit Julian Hodgson im Juni 1997

 

Die Vorstandschaft Im Jubiläumsjahr 1997:

  1. Vorsitzender: Michael Piel
  2. Vorsitzender: Roland Meinhardt

Spielleiter:                            Rudolf Seyfarth

Kassenwart:                        Dieter Gutsch

Pressewart:                         Christian Senk

Schriftführer:                       Volker Spielmann

Jugendleiter:                       Michael Teuffer

Materialwart:                     Gerd Heidemann

Damenwartin:                    Claudia Regnet

Chronik der Jahre 1972 und 1997 zum 50. bzw. 75. Jubiläum

 

Gründungsversammlung 15.01.1922: Anwesenheitsliste (links) und Titelseite Protokollbuch (rechts)