Termine  

02 Jun 2023;
08:15PM -
Maischnellschach
   

Bildergalerie  

   

Training  

Jugendtraining:

   Fr, ab 17:30 Uhr

Spielabend:

   Fr, ab 20:00 Uhr

Spiellokal:

   Kath. Pfarrzentrum Herz Jesu

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In der Saison 2016/2017 konnte die zweite Mannschaft des Schachclubs alle Bezirksligakämpfe gewinnen und ist verdient in die zweite Pfalzliga aufgestiegen. Nach einem wichtigen Auswärtssieg warf ich beim gemeinsamen Essen, zufrieden mit Schnitzel, Partie und Ergebnis, den Gedanken in die Runde, man könnte vor der nächsten, sicherlich schwierigen Runde ein gemeinsames Trainingswochenende veranstalten. Ich schaute in ein wenig überraschte, aber nicht abgeneigte Gesichter. In den folgenden Gesprächen wurden alle Hürden durchdekliniert: „Mein Sohn spielt an diesem Wochenende Fußball“ - „Bei mir sieht‘s beruflich schlecht aus“ - „Ich bin mit meiner Frau unterwegs“. Oder einfach: „Um diese Zeit ist‘s halt schwierig.“ Doch siehe da, am Ende fand sich eine motivierte Trainingsgruppe am ersten Oktoberwochenende in der Jugendherberge Dreisbach zusammen. Voraussetzung dafür war die perfekte Organisationsarbeit von Dieter Gutsch, der als versierter Reisemanager zwei dutzend Jugendherbergen abgeklopft, Ausweise besorgt und Buchungen vorgenommen hatte. - Die Pfälzer war20171007 163434en gemeinsam am Samstag morgen angereist; der „Badener“ war schon am Vorabend in einer Pension in der Nähe untergekommen. Keine gute Idee; er konnte dort kaum schlafen und hätte auch morgens von Karlsruhe aus losfahren können. Dafür staunte er nicht schlecht, dass bei Ankunft bereits hochwertiges Spielmaterial und technische Ausrüstung aufgebaut waren. In dem optimal dimensionierten Raum legten alsbald los: Paul, Dieter, Michael, Alexander, Tobias und meine Wenigkeit. Auf dem Programm stand zunächst eine Einheit unter dem Titel „Große Spieler, große Fehler“ (zum Warmwerden). Ich hatte alles (auch die Notationen) auf Papier vorbereitet, was mit Anerkennung und Amüsement in Anbetracht eines solchen Traditionalismus quittiert wurde. Highlight des Tages war die ausführliche Analyse der faszinierenden Partie Polugajewskij – Neschmetdinow (Sotschi 1958). Für eine zweite, eigentlich vorgesehene Partie (Neschmetdinow - Tschernikow, Rostow 1962) war keine Zeit mehr. Dafür sorgte ein Simon Williams- Trainingsvideo für Abwechslung. Gezeigt wurde die Partie Caruana – Kortschnoi (Gibraltar 2011). Wir strengten uns an, die Züge zu finden, die von uns verlangt wurden und ich sagte an der Stelle, an der Schwarz Lxe3 zieht: „Wenn das der Zug ist, springe ich aus dem Fenster“. Es war der Zug, den Kortschnoj gespielt hatte. Gott sei Dank war direkt unter dem Fenstersims das Dach des Nebengebäudes. Am Abend schauten wir uns den Film „Pawn Sacrifice“ an, über den wir geteilter Meinung waren. Schach ist ein unsichtbarer gedanklicher Prozess. Für das Kino bleiben skurrile Perspektiven auf Äußerlichkeiten und der merkwürdige Ehrgeiz, einige empirische Details möglichst genau zu reproduzieren. Interessant fand ich allein die von dem Film vertretene These, dass Fischers Paranoia Folge der Beobachtung seiner in der kommunistischen Partei engagierten Mutter durch die CIA war.

 

20171007 163345Nun gut, Dieter meinte, wenn man schon einmal da ist, sollte man auch die Saarschleife gesehen haben. Und er hatte recht. Wir machten einen vergnüglichen kleinen Ausflug, sahen vor Ort,am Aussichtspunkt, Portraits der einst (1998) inszenierten, verminten Freundschaft zwischen O. Lafontaine und G. Schröder . Ferner: feilgebotenes Obst und Memorabilien. Nun hat auch der Schachclub Schifferstadt ein Bild von der Saarschleife! Den ganzen Sonntag lang übten wir fleißig Turmendspiele. Bekannte theoretische (Philidor, Lucena) und weniger bekannte (z. B. Vancura-Verteidigung). Wir beschäftigten uns mit den verhängnisvollen Fehlern, die Bogoljubow gegen Aljechin in zwei Schlüsselpartien seiner WM-Kämpfe gemacht hatte und sahen auch noch einmal das berühmte Endspiel Capablanca – Tartakower, New York 1924 (Stichwort: Königsaktivität).

 

Am späten Sonntagnachmittag machten wir uns, schachlich gestärkt, auf den Weg nach Hause. (Wir hatten, bei aller Lockerheit, wirklich ernsthaft trainiert und waren über viele, viele Stunden motiviert bei der Sache.) Zahlreiche schachliche und nicht-schachliche Dinge waren diskutiert worden – in stets freundschaftlicher Atmosphäre. Vielleicht gibt es im nächsten Jahr wieder ein Trainingswochenende – hoffentlich mit ebenerdig gelegenem Analyseraum!

 

Autor: Prof. Dr. Michael Baum

 

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